Weinheim

TSG und AC: Für Toleranz und Weltoffenheit

Die beiden größten Weinheimer Sportvereine stehen unter dem Motto „Gemeinsam für Vielfalt!“ zusammen. Was die Vereine von rechter Hetze halten und wie verschiedene Kulturen den Sport bereichern.

Der TSG-Vorsitzende Volker Jacob fand deutliche Worte gegen rechts und für Integration. Foto: EMI
Der TSG-Vorsitzende Volker Jacob fand deutliche Worte gegen rechts und für Integration.

Die sportlichen Erfolge und die Auszeichnung von 426 Aktiven, die im vergangenen Jahr für die TSG 1862 Weinheim im Rahmen von Wettkämpfen insgesamt 561 Mal „Gold“, „Silber“ oder „Bronze“ gewonnen hatten, rückten am Sonntag bei deren traditionellem „Neujahrsauftakt“ zunächst in die zweite Reihe. Viel wichtiger war dem Vorsitzenden Volker Jacob und dem TSG-Präsidenten Dr. Hans-Jochen Hüchting ein Statement gegen einen zunehmenden Rechtsextremismus in der Bundesrepublik.

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Nachdem in den vergangenen Wochen Hunderttausende Menschen bei Demonstrationen gegen Rechts Flagge gezeigt hatten, nutzten Jacob und Hüchting die Stadthallenbühne zu einem klaren und mit lang anhaltendem Applaus der Anwesenden unterstützten Botschaft. „Gemeinsam für Vielfalt!“ hieß es auf regenbogenfarbenem Untergrund im engen Schulterschluss von TSG und Athletik Club (AC) 1892 Weinheim als unmissverständliche Botschaft von der Videoleinwand.

Gegen Gewalt und rechte Hetze

Die Worte lauteten: „Die Mitglieder unserer beiden großen Sportvereine in Weinheim sind genauso bunt und vielfältig wie unsere Angebote. Diese Diversität ist uns wichtig und belebt unsere Vereine. Wir verurteilen jede Art von Extremismus, Rassismus, Antisemitismus, Diskriminierung, Gewalt, Hass und Hetze und plädieren für ein offenes gemeinsames Miteinander. Gemeinsam Sport zu treiben hat eine sehr große Integrationswirkung und wir sind uns unserer Rolle in der Gesellschaft bewusst.“

Deutschland lasse sich „nicht alles aufoktroyieren und gefallen“, so Volker Jacob. Erste Prämisse des Vereins sei es zwar, sich aus der Politik herauszuhalten und Neutralität zu wahren. Mit dem aber, was kürzlich von AfD-Anhängern in Potsdam besprochen wurde und in dem Wort „Remigration“ unheildrohend Ausdruck gefunden habe, sei eine Grenzlinie überschritten worden. TSG und AC Weinheim garantierten für Menschen mit Migrationshintergrund aus aktuell mehr als 50 Ländern und den unterschiedlichsten Kulturen auch in Zukunft eine sportliche Heimat.

Überwältigt und stolz

Hans-Jochen Hüchting zeigte sich seinerseits von dem Aufruf „überwältigt“ und stolz auf die TSG, die gemeinsam mit dem AC und dessen Vorsitzendem Klaus Lerchl diese Erklärung verfasst habe. Spätestens seit Potsdam müsse es auch dem letzten demokratisch gesinnten Bürger klar sein, welche Grenze hier überschritten wurde und was niemand mehr schweigend hinnehmen könne. „Wir brauchen diese Menschen und Kulturen nicht nur für unsere Wirtschaft und für menschliche Vielfalt, sondern auch, weil sie sich zu unserer Gesellschaft bekennen“, so Hüchting. Wäre die TSG ausschließlich ein Fitnesszentrum, säße man vermutlich nicht in dieser Menge und Vielfalt zusammen, konstatierte er beim Blick in den vollbesetzten Saal. Stattdessen handele es sich bei der TSG um einen Verein und eine Gemeinschaft, in der man in vielen Abteilungen den Sport seiner Wahl ausüben könne. Dies reiche von der Leichtathletik und Mannschaftssportarten über Senioren- und Rehabilitationssport bis zum Kindersport. In seinen Augen besonders wertvoll sei, dass man Kindern und Jugendlichen als „Alternative zum Lungern auf der Straße“ oder „stundenlangem Hocken vor der Playstation“ ein reichhaltiges und abwechslungsreiches Angebot sportlicher Aktivitäten bieten kann. Auf diese Weise erlebten Heranwachsende den „Wert einer fordernden und fördernden Gemeinschaft, innerhalb der sie Freude und Bestätigung finden“.

Größe nicht das Wichtigste

Hüchting freute sich über die Tatsache, dass die TSG fast wieder genauso viele Mitglieder zählt wie vor der Corona-Pandemie. Die Schallmauer von 7000 Mitgliedern habe man inzwischen erneut überschritten. Dass auch der zweite große Verein in Weinheim, der Athletik Club, sich gleichfalls wieder erholt, freue auch die TSG. Der ungesunde Wettbewerb zwischen dem AC und der TSG, wer der größte Sportverein in der Zweiburgenstadt sei, gehöre der Vergangenheit an. „Größe ist nicht das Wichtigste“, so Hüchting. Hohe Qualität des Angebots und der Betreuung der Mitglieder laute das Ziel beider Vereine. Auch deshalb ist Hüchting froh darüber, dass TSG und AC als für Weinheim bedeutsame und erfolgreiche Vereine miteinander dort offen zusammenarbeiteten, wo es für beide Seiten von Nutzen ist.