Weinheim

Oberbürgermeister spricht Machtwort: DBS-Leiterin soll Schule verlassen

Die Querelen in der Dietrich-Bonhoeffer-Schule lassen auch an der Rathausspitze den Geduldsfaden reißen. Nun fordert Oberbürgermeister Manuel Just die umstrittene Schulleiterin auf, ihren Hut zu nehmen.

Oberbürgermeister Manuel Just setzte sich in Hintergrundgesprächen für den Schulfrieden an der DBS ein. Nun sieht der Rathauschef offenbar nur noch einen Ausweg, wie dies gelingen kann. Foto: Marco Schilling
Oberbürgermeister Manuel Just setzte sich in Hintergrundgesprächen für den Schulfrieden an der DBS ein. Nun sieht der Rathauschef offenbar nur noch einen Ausweg, wie dies gelingen kann.

Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just hat in der Diskussion um Demet Üstünel-Hartbauer, der Schulleiterin des Dietrich-Bonhoeffer-Schulverbundes, am Donnerstagmittag eine klare Position bezogen. Wie das Rathaus per Pressemitteilung erklärt, habe Just sich nun direkt an die Oberstudiendirektorin gewendet. Dabei legt der OB ihr „nach vielen Gesprächen mit Elternvertretern und Lehrkräften der DBS“ nahe, die Schule zu verlassen.

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Wie ein Lauffeuer

Vor etwa vier Wochen verbreitete sich eine Hiobsbotschaft wie ein Lauffeuer durch die Klassenzimmer. Damals wurde bekannt, dass das Regierungspräsidium den verdienten Vertrauenslehrer Peter Plattmann von der Schule nehmen will. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen organisierten in Windeseile eine Demonstration gegen dieses Vorhaben. Rund 80 von ihnen standen mit Bannern und Plakaten vor dem Schulsekretariat von Leiterin Demet Üstünel-Hartbauer. Mehr wollten sich anschließen, wurden aber in ihre Klassenzimmer zurückgeschickt. Sogar die Lehrer stärkten dem Protest im Hintergrund den Rücken.

Mehr als 80 Schüler demonstrierten gegen die Versetzung. Mehr wollten sich anschließen, wurden aber wieder in ihre Klassenzimmer geschickt. Foto: Marco Schilling
Mehr als 80 Schüler demonstrierten gegen die Versetzung. Mehr wollten sich anschließen, wurden aber wieder in ihre Klassenzimmer geschickt.

Kurz zuvor hatte die Leiterin eine Rundmail an die Schüler verschickt, in der sie die drohende Versetzung Plattmanns dementierte. In dieser schrieb sie, dass es nicht korrekt sei, dass der Lehrer „nach den Herbstferien die Schule verlassen muss“. Der Protest legte die tiefen Gräben an der DBS offen. Es wurden eine Überregulierung des Schullebens, nicht nachvollziehbare Verhaltensweisen und mangelnde Gesprächsbereitschaft bemängelt. Dann schien alles besser zu werden. Das Regierungspräsidium reiste vor Ort. Es fanden Gespräche statt. Auch Oberbürgermeister Manuel Just brachte sich ein, um den Schulfrieden wiederherzustellen.

Am Dienstagmorgen dann die Kehrtwende. Wieder verschickt die Leiterin eine Mail: "Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat mich darüber informiert, dass Herr Plattmann ab kommendem Montag, 27. November 2023, bis zum 30. Juli 2026 an ein anderes Gymnasium in der Rhein-Neckar-Region abgeordnet wird." Zu den Gründen schweigen Regierungspräsidium und Schulleiterin. Auch auf mehrfache Anfrage der WN/OZ. Der diplomatische Weg scheint vorerst gescheitert zu sein. Die Eltern schickten gestern einen Brandbrief nach Karlsruhe, in dem sie dem Regierungspräsidium eine dilettantische Handhabung der Situation vorwerfen. Erste Stimmen forderten, wenn auch leise, dass die Leiterin ihre Tätigkeit an der Dietrich-Bonhoeffer-Schule beendet.

Das Schuljahr hat zwar gerade erst begonnen. Trotzdem gibt es die ersten Armutszeugnisse - Kommentar in weiterem Artikel

Die Wiederherstellung des Schulfriedens müsse jetzt höchste Priorität haben, meldet sich nun der OB. Dafür trage er als Schulträger eine Verantwortung. Konkret erklärt er: „Ich würde Ihnen zwischenzeitlich einen Versetzungsantrag nahelegen.“ Mit der Abordnung von Lehrer Peter Plattmann sei, so Just, eine weitere Eskalationsstufe erreicht. Und er analysiert: „Dafür tragen Sie in den Augen der meisten Lehrer sowie Eltern einen großen Teil an Mitverantwortung.“ Im Ergebnis sei der gute Ruf der DBS mehr als gestört.

Schulleiterin Demet Üstünel-Hartbauer Foto: Philipp Reimer
Schulleiterin Demet Üstünel-Hartbauer

Nach Informationen der WN/OZ herrschte in vielen Klassenzimmern am Donnerstag eine Ausnahmesituation. "Die Lehrer sind sehr aufgelöst", erklärt eine Oberstufenschülerin im Gespräch. Unterricht sei ausgefallen, weil Pädagogen zu aufgewühlt gewesen sein, um ihn zu handeln. Und auch wo unterrichtet wurde, sei die aktuelle Situation oftmals zentrales Thema der Stunde gewesen. In einem Fall hat eine Pädagogin den Unterricht abgebrochen. In der Klasse der Oberstufenschülerin sei sogar mit dem Gedanken eines erneuten Streiks gespielt worden. "Aber das war vor der Nachricht mit dem Oberbürgermeister."

Im Gemeinderat Rechenschaft abliefern

Manuel Just spricht indes von zahlreichen Ansprachen und Rückmeldungen an die Stadtverwaltung, die darauf hinweisen, „dass sowohl die Lehrer als auch die Eltern nicht nachlassen werden, die Missstände zu benennen, auch öffentlich“. Falls Üstünel-Hartbauer aber an der Schule bleiben wolle, wird sie sich auch im Gemeinderat erklären müssen, wie sie den guten Ruf der Schule wieder herstellen möchte. Der OB betont: „Bitte glauben Sie mir, dass es mir nicht leicht gefallen ist, diese Zeilen zu schreiben. Neben meiner Verantwortung als Schulträger für den Schulfrieden meine ich jedoch auch Ihnen gegenüber ganz persönlich eine Verantwortung zu haben.“

Über sein Schreiben und seine Haltung hat der Rathauschef am Donnerstag auch das Lehrerkollegium sowie die Elternvertreter informiert. Über das öffentliche Statement hat der OB ebenso Üstünel-Hartbauer selbst sowie die Verantwortlichen im Regierungspräsidium in Kenntnis gesetzt.

Gegenüber dem SWR bekräftigte das Regierungspräsidium am Donnerstag, an der Entscheidung der Abordnung von Peter Plattmann festhalten zu wollen. Man stehe „mit der Schulleitung in Kontakt, um die weiteren Schritte zu planen“.