Rimbach

Rimbacher Kerweparre verteilt reichlich Seitenhiebe

Lieber den gute, alten Brunnen statt ein "saudabbisches" Wasserspiel: Parre Robin Adler schenkt nicht nur Äbbelwoi ein in seiner Predigt.

Kerweparre und Honoratioren stoßen nach dem erfolreichen Fassbieranstich an. Foto: Philipp Reimer Fotografie
Kerweparre und Honoratioren stoßen nach dem erfolreichen Fassbieranstich an.

Zum vierten Mal guckt er nun in gespannte Gesichter, sagt Robin Adler – der Kerweparre hat also schon ein bisschen Routine, wenn er seiner Gemeinde predigt. Diesmal tut Hochwürden das, wie immer tatkräftig unterstützt durch Mundschenk Kaan Uygur, nun wieder im traditionellen Rahmen. Nach zwei Jahren unterm großen Schirm, als in Corona-Zeiten und auch in deren „Nachwehen“ draußen gefeiert wurde, kehrt die Festgesellschaft wieder zurück ins Zelt und auf den Haywoodplatz.

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Glücklicherweise. Denn draußen wäre es beim aktuell regnerischen Herbstwetter doch arg ungemütlich geworden. Doch nun kann Adler loslegen, wenngleich er gesteht, durch die Anstrengungen der hinter ihm liegenden Feierlichkeiten doch ein wenig mitgenommen zu sein: „Mer is e bissl märb im Kopp, un moi Stimm is aa e bissl verblasst.“ Glücklicherweise ist da noch Alleinunterhalter Florian Koch, der immer dann in die Tasten haut, wenn der Geistliche sich kurz mit einem Schluck aus dem Ebbelwoi-Glas stärkt.

Aus dem „anderen“ Rimbach

Da stoßen sie alle gerne mit ihm an, die Kirmesburschenschaft aus Rimbach-Schlitz, die zum Fest der Namensvetter gekommen ist, ebenso wie Vereinsvertreter, Besucher aus den Nachbarorten und zahlreiche Rimbacher. Sie bekommen als erstes die Geschichte vom „Stecke“ zu hören und dessen Missgeschick bei einer Reparaturaktion. Weil er keine Lust hat, dafür auf eine Leiter zu klettern, steigt er auf den Heizkörper, der kurze Zeit später unter ihm zusammenbricht, „wos is klar bei sou em schwere Brocke“. Nicht nur ist das Gerät in tausend Teile zerbrochen, sondern durch das auslaufende Wasser gibt es auch noch eine größere Überschwemmung. Am Ende musste der Vinylboden „rausrasiert“ werden, und der Übeltäter versuchte sich herauszureden – was nicht half, denn seinen Abgang „kenne oinische Leit bezeuge“.

Weiter geht´s mit dem Erlebnis eines anderen Rimbachers, der auf dem Flughafen am Zoll festgehalten und in Handschellen abgeführt wird. Es klärt sich am Ende alles auf, doch rät ihm der Paarre: „Bleib liewer dehoam, donn passiern der bestimmt nimmei sou fatale Missgeschicke!“

Zu den Anekdoten dieses Jahres gehört auch eine feuchtfröhliche Fahrt des FSV Rimbach nach München; die Teilnehmer bereiteten sich offenbar ernsthaft und gründlich im ICE-Speisewagen auf die Reise vor, denn der Parre mutmaßt, dass da Hunderte von Euro für Getränke über den Tresen gegangen sein müssen.

Vor allem einer guckte tief ins Glas und wurde wegen Bewegungsunfähigkeit im Hotel zurückgelassen, während der Rest derGesellschaft „uff die Pirsch“ ging. Unterdessen liefen die Dinge im Hotel nicht ganz so gut: Der Volltrunkene wachte irgendwann auf, wollte sich in der Dusche vom Erbrochenen reinigen und schlief dann wieder ein. Als ihn der Hotelmanager weckte, stand das Zimmer unter Wasser; seine Putzaktion war nicht von Erfolg gekrönt, und auch am Schlafen wurde der arme Mann gehindert, weil nun die Feuerwehr anrückte: „Der Feuerwehralarm is lousgonge, weil die Brie sisch doich die Deck noch unne gedrickt hot.“ Das Hotel wurde evakuiert, und vor der Tür gab es eine Standpauke für den Pechvogel. Weshalb Adler vermutet, dass der in Zukunft wohl nur noch alkoholfreies Radler zu sich nehmen werde.

Nach Hamburg zu einem Junggesellenabschied zog es eine andere Gruppe, und die kam unfreiwillig mit Pfefferspray in Berührung, was das Vergnügen empfindlich störte.

Das Publikum ist nun warmgespielt, und so schwenkt die Rede jetzt ein auf die ganz heißen Eisen. Wie die Albersbacher Eichhörnchenbrücke: Unter Einsatz von viel Geld, den besten Architekten und Statikern, den Stempeln des Bauamts und schwerem Gerät wurde die „Edeltrasse“ im Eiltempo „hingeflackt“. Dummerweise blieben die Albersbächer auf den Kosten „hocken“, sodass bei manchem die Angst aufkam, jetzt zu stadtbekannten Juwelendieben werden zu müssen: „Isch glaab, die Eichhörnche hawwe denne ehrn Kopp üwernumme.“

Ein bisschen Sticheln in Richtung der Zotzenbächer gehört dazu, und so macht sich der Parre über deren Kerwe lustig, die unlängst zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder stattfand. Überhaupt die Zotzenbacher: Weil die sich über die Dreißigerzonen in Rimbach beschwerten und einen Einkaufsboykott ankündigten, überlegt der Geistliche nun, den Ort mit Grenzkontrollen abzuriegeln. Sollen sie doch „wo anerscht ihren edle Tetrapack Woi“ kaufen. Noch ein bisschen Lästern über Gastronomen und Zigarettenautomaten, und dann geht es um die Kommunalpolitik.

„Rischdisch versaue“

Leider, bedauert Adler, habe sich Bürgermeister Holger Schmitt „es Joahr iwwer benumme“. Dafür gibt es aber den Dorfbrunnen, der durch ein modernes Wasserspiel ersetzt werden soll – was das Ortsbild „rischdisch versaue“ dürfte, da ist sich der Parre sicher und bittet die Gemeindevertreter, diese Entscheidung noch einmal zu überdenken: „Mer brauche net sou e saudabbisches Wasserspeel.“ Stattdessen solle der historische Brunnen genauso wieder aufgestellt werden wie er war: „Mit der klone Mauer un medde hie die Brunnefraa.“

Und dann geht es noch um den Zusammenstoß eines Wagens mit dem Zug, zu dessen Hintergründen Adler beredt Auskunft geben kann, steckte doch der Wunsch eines Hausmeisters dahinter, möglichst noch vor der Müllabfuhr zu einem Haus zu kommen, um dort die Tonnen nach draußen zu stellen – dummerweise war der Zug im Weg.

Neuer Mundschenk

Ein bisschen Wehmut ist dabei, als sich der Parre schließlich seinem Mundschenk zuwendet. Für Uygur ist es nämlich das letzte Mal in Amt und Würden, weshalb nun warme Worte des Dankes an ihn gehen: „Du hoscht mer seit 2019 des Woiglas gerischt un de Zylinner beim Runnerkumme gehalte, sodass ich mich an der Bar konnt mit beide Händ gut feschthalte.“

Mit einem Geschenk und ein paar unterschwelligen Vorwürfen wird er verabschiedet, doch kündigt der Kerwegeistliche an, dass er einen Nachfolger für seinen „Kerweknäschd“ gefunden hat, „n gute Kamerad, der hot en longe Zopp un en blonde krauslische Bart.“ Johannes Schüler, langjähriges Mitglied im Kerweverein und zudem Vorsitzender im Münschbacher Skatclub wird am morgigen Dienstag offiziell in sein neues Amt eingeführt.