Kerwe

In Kröckelbach wird aus der Wildsau kein Löwe

In dem Ortsteil von Fürth wird die Kerwe mit einem Umzug und einer Redd gefeiert. Dabei gibt es lustige Einfälle und kuriose Missgeschicke zu bestaunen.

U-Boot-Fahrer im Regen: Das geht in Kröckelbach selbst an einem Sommertag mit blauen Himmel. Einige witzige Einfälle prägten den Kerweumzug. Foto: Fritz Kopetzky
U-Boot-Fahrer im Regen: Das geht in Kröckelbach selbst an einem Sommertag mit blauen Himmel. Einige witzige Einfälle prägten den Kerweumzug.

In Kröckelbach ist der Fall klar: Der vermeintliche Löwe ist eine „Willsau“. Was in Berlin tagelang für Aufregung sorgte, ist in dem Fürther Ortsteil schnell geklärt. Davon zeugte der abschließende Wagen samt Fußgruppe beim Kerweumzug am Sonntag. Bereits deutlich weiter vorne im Zug ließ sich erahnen, welches Schicksal das Wildschwein ereilt hatte: Sein präparierter Kopf zierte den Wagen für die Kerwesau – eine besondere, posthume Auszeichnung.

WNOZ WhatsApp-Kanal

Die Weinheimer Nachrichten und Odenwälder Zeitung auf WhatsApp! Aktuelle Nachrichten aus deiner Region. Die Top-Themen jeden Mittag frisch auf dem WhatsApp-Kanal.

Impressum

Klein, aber fein und voller witziger Einfälle war der Umzug zur „Kreggelbescher Kerwe.“ Da setzten sich zwei U-Boot-Fahrer im dicken Ölzeug einer permanenten Gischt aus – erzeugt durch einen vorausfahrenden Wassertank – und da tummelten sich die Kleinsten bereits auf der Kerwe 2025, bei der es dann wohl auch einen Autoscooter geben wird. Beeindruckend war der „Krummescher Kletterpark“, ein Gruß aus dem Nachbarort, bei dem sich die Jugend in luftiger Höhe tummelte.

Aber zur Kerwe gehören auch Traditionen: So baumelte gleich am ersten Schlepper der Kerwekranz und dahinter folgte der Wagen der Ausscheller. Aber was war das? Statt unermüdlich schellender und rufender junger Kerwegänger zierten diesen lediglich zwei Puppen. „Game over“ für die Ausscheller wurde verkündet. Ob sie sich vielleicht verlaufen hatten? Da könnten sicher die fleißigen Wandersleute helfen, die gerade dabei sind, Gipfelkreuze auf die wichtigsten Erhebungen des Odenwaldes zu tragen, wie den Erzberg oder den Blockhüttenberg.

Foto: Fritz Kopetzky
Foto: Fritz Kopetzky
Foto: Fritz Kopetzky
Foto: Fritz Kopetzky
Foto: Fritz Kopetzky
Foto: Fritz Kopetzky
Foto: Fritz Kopetzky
Foto: Fritz Kopetzky
Foto: Fritz Kopetzky
Foto: Fritz Kopetzky
Foto: Fritz Kopetzky
Foto: Fritz Kopetzky
Foto: Fritz Kopetzky
Foto: Fritz Kopetzky
Foto:

Respekt verdiente sich der Fahrer des Pick-ups mit Kerweparrer Michael Wagner und Mundschenk Matthias Wolbert. Da die beiden das Kerwevolk von einem Bulli-Aufbau auf der Ladefläche aus grüßten, musste er die gesamte Zugstrecke rückwärts fahren. Nach vorne blickte das Kerwepärchen, gefolgt von Radfahrern auf bunt geschmückten Zweirädern. Dem Ganzen den Rücken zu drehte das gespenstige Kerwe-Maskottchen: Gevatter Tod.

Fleißig und nützlich: diese Attribute haben die Mitglieder des Gesangvereins Harmonie Brombach-Kröckelbach mit Bienen gemeinsam – was sie mit einer gelungenen Zugnummer demonstrierten. Fleiß wird auch dem arbeitenden Volk abverlangt – zumal die Rente immer später kommt: „Schaffe bis zum bitteren Ende“, kommentierte dazu eine weitere kreative Zugnummer. Der aus dem Film „Cool Runnings“ bekannte Viererbob aus Jamaika startete – mit Motor versehen – bei der Kröckelbacher Kerwe ebenso, wie die bekannte TV-Familie von „Unsere kleine Farm“, beklatscht von etlichen Schaulustigen am Straßenrand.

Einige Episoden mit Traktoren

Diese zog es im Anschluss ans Dorfgemeinschaftshaus, wo Parrer und Mundschenk zur Tat schritten: In der Kerweredd hatte Michael Wagner allerlei Missgeschicke der „Kreggelbescher“ gesammelt – und sparte dabei auch den im Ort lebenden Fürther Bürgermeister nicht aus. Was muss der auch beim Fahrtraining mit dem Sohnemann das Getriebe seines Autos schrotten? Überhaupt drehten sich einige Geschichten um fahrbare Untersätze, die in einem land- und forstwirtschaftlich geprägten Ort auch einmal etwas größer sein können. Die entsprechende Ladung aus Holz oder Heu hat demnach auch etwas Masse und kann schon mal ganze Straßen blockieren, wenn sie verloren geht. Das kann dann ebenso teuer werden, wie der Versuch, sich die Entsorgung ausgebauter Traktorteile durch deren Verbrennen zu ersparen. Der dadurch ausgelöste Feuerwehreinsatz dürfte einige Euro mehr kosten als die Fahrt zur Deponie.

Nicht billig war sicher auch die Begleichung der Schäden, die ein sich nachts selbstständig machender Anhänger, der glücklicherweise die benachbarten Häuser verfehlte und „in de Weschetz“ landete, anrichtete. Zweimal wird dem Eigentümer dieser Fehler beim Abkoppeln nicht passieren. Oder? Der Kerweparrer hat eine Beobachtung gemacht: „Seit naischdem dud werre en verkrumpelte Hänger uffem Houf stäi!“ Einige weitere Episoden hatte Wagner zu berichten, ehe es am Dorfgemeinschaftshaus zum gemütlichen Teil überging. Die Kröckelbacher Feuerwehr, die zuvor bereits für die Sicherheit beim Umzug gesorgt hatte, bewirtete die Gäste, die noch einige Zeit gesellig die Kerwe feierten. Diese klingt heute traditionell im Gasthaus „Zur Waldeslust“ aus.