Kasparow gegen Karpow: Rebell gegen das System
Die Schach-Weltmeisterschaft vor 40 Jahren ist ein Wettkampf der Systeme. Der Streit dreht sich nicht nur um Ideen auf dem Brett, sondern auch in der Politik - und er dauert bis heute an.
Moskau (dpa) - Es ist ein sonniger Tag, als am 10. September 1984 die beiden Anwärter auf die Weltmeisterschaft im Schach am Haus der Gewerkschaften in Moskau vorfahren: Anatoli Karpow, der seit zehn Jahren amtierende Titelträger, und sein erst 21 Jahre alter Herausforderer Garri Kasparow. Der Austragungsort mit seinem pompösen Säulensaal neben dem Bolschoi-Theater und schräg gegenüber dem Kreml ist legendär - zu Sowjetzeiten wurden dort große Konzerte und Parteitage veranstaltet, aber auch die Schauprozesse unter dem Diktator Josef Stalin.