Freizeit

«Oben ohne» ins Schwimmbad: Wie ist die Lage in Hessen?

Frauen «oben ohne» ins Schwimmbecken? In manchen deutschen Städten wird rege über das Thema diskutiert. Wie ist die Situation in Hessen - und gibt es überhaupt Bedarf, auf das Oberteil zu verzichten?

Eine Taucherbrille und Schnorchel liegen in einem Schwimmbad am Beckenrand. Foto: Annette Riedl/dpa/Symbolbild
Eine Taucherbrille und Schnorchel liegen in einem Schwimmbad am Beckenrand.

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - «Oben ohne» im Schwimmbad - für Männer selbstverständlich, für Frauen nicht unbedingt. Sollen diese nur mit Bikini-Oberteil zum Schwimmen? Oder ist eine Kleidervorschrift diskriminierend? In Berlin und anderen Städten haben solche Fragen zuletzt für Diskussionen gesorgt. Aber wie ist die Lage in Hessen?

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In den vergangenen Jahren habe es keinen konkreten Fall und auch keine Nachfrage nach «Oben ohne»-Schwimmen gegeben, erklärte ein Sprecher der Städtischen Werke KASSEL. «Grundsätzlich stehen wir auf dem Standpunkt, dass «oben ohne» problemfrei ist, solange sich niemand dadurch gestört oder gar belästigt sieht.» Und: «Falls es aber einen Fall geben sollte, wo ein Badegast «oben ohne» schwimmen möchte, sich zeitgleich aber jemand daran stößt, beispielsweise aus religiösen Gründen, würden wir mit den Betroffenen sprechen und um Toleranz und Rücksichtnahme beider bitten.» Man sei überzeugt, dass die Freiheit des einen nicht die des anderen verletzten dürfe.

«Unser Personal ist bei strittigen Fragen bisher immer sehr umsichtig und mit Augenmaß vorgegangen», erklärte der Sprecher. Die Bitte um Toleranz, Rücksichtnahme und Verständnis sei daher immer erfolgreich gewesen. «Wir möchten vermeiden, dass sich durch ein klares Ja oder Nein Fronten oder gar Lager bilden.»

Ähnlich sieht es in FRANKFURT aus: «Bis jetzt ist das bei uns überhaupt kein Thema», sagt Boris Zielinski, Geschäftsführer der dortigen Bäderbetriebe. Nach seinem Wissen habe es bislang keinerlei Nachfragen von Frauen gegeben, die mit nacktem Oberkörper schwimmen wollten. «Wenn das jetzt ein größeres Thema werden sollte und es Bedarf gibt, dann müssen wir uns natürlich damit auseinandersetzen.»

Und wie steht es um das Sonnenbaden ohne Bikini-Oberteil? «Bei uns läuft das unkompliziert, sagt Zielinski. «Das Thema wird vor Ort von unseren Mitarbeitenden gut geregelt ohne dass sie da Vorschriften bekommen.» Es gebe die ein oder andere Dame, die gerne «oben ohne» im Freibad in der Sonne liegen und das sei auch voll ok. Er habe nicht gehört, dass es dabei zu Problemen gekommen wäre, sagt Zielinski.

Seit einiger Zeit gibt es in Deutschland Debatten, ob weibliche Brüste in Bädern bedeckt sein sollen. In machen Städten war das «Oben-ohne»-Schwimmen zuletzt offiziell erlaubt worden. So haben die Köln-Bäder ihre Nutzungsordnung zum 1. April entsprechend geändert. Man wolle einem «sich verändernden gesellschaftlichen Bewusstsein Rechnung tragen», hieß es. Auch die Berliner Bäderbetriebe hatten unlängst klargestellt, dass das Schwimmen mit freier Brust für Frauen nicht mehr zum Problem werden sollte - verboten war es ohnehin nicht. Grundlage waren auch Beschwerden von Frauen, die sich durch Bekleidungsregeln im Schwimmbad diskriminiert gefühlt hatten.

In den HANAUER Bädern war «oben ohne» dagegen bislang nur vereinzelt im Sommer in den Freibädern ein Thema - und wenn, dann auf den Liegeflächen. Frauen, die sich ohne Bikinioberteil sonnen wollten, wurden nach Angaben der Stadtverwaltung «auf Kulanz-Basis und ohne Rechtsanspruch geduldet». Falls sich aber andere Gäste darüber beschwerten oder davon gestört fühlten - was es auch schon gegeben habe - seien die Frauen gebeten worden, sich ein Oberteil anzuziehen, sagte eine Sprecherin. Da das Thema in der Brüder-Grimm-Stadt bisher nur selten aufgetreten sei, habe sich die kulante Verfahrensweise bewährt. In der Haus- und Badeordnung sei das Thema «oben ohne» bisher nicht geregelt.

In DARMSTAG gilt hierfür nach Angaben eines Pressesprechers die aktuelle Haus- und Badeordnung. Unter Verhaltensregeln heißt es dort: «Die Badegäste haben alles zu unterlassen, was den guten Sitten sowie dem Aufrechterhalten der Sicherheit, Ruhe und Ordnung zuwiderläuft.» Der Aufenthalt in den Bädern sei nur in üblicher Badebekleidung gestattet. Die Entscheidung, ob eine Badebekleidung den Anforderungen entspricht, obliege dem Personal.

Auch in WIESBADEN ist «oben ohne» im öffentlichen Schwimmbad ein Thema. Der Bäderbetrieb mattiaqua sei im vergangenen Sommer von dem städtischen Gleichstellungsausschuss gebeten worden, Erfahrungsberichte und Stellungnahmen einzuholen, wie ein mattiaqua-Sprecher erläuterte. Dies sei inzwischen geschehen - jedoch bislang nur intern und nicht-öffentlich beraten worden. Aller Voraussicht nach werde das Thema nun bei der nächsten Sitzung des städtischen Gleichstellungsausschusses am 2. Mai beraten. Dieser tagt in der Regel öffentlich.