Provenienzforschung

«Erstcheck» zu NS-Raubkunst in drei Museen angelaufen

Besteht bei Museumsobjekten der Verdacht, dass sie ihren Eigentümern von den Nationalsozialisten geraubt wurden? Das soll nun in drei Städten erforscht werden.

Der Turm des Schloss Philippsruhe in Hanau liegt teilweise hinter Wassertropfen aus dem Brunnen. Foto: Andreas Arnold/dpa
Der Turm des Schloss Philippsruhe in Hanau liegt teilweise hinter Wassertropfen aus dem Brunnen.

Hanau (dpa/lhe) - Mit einem sogenannten Erstcheck prüft der Museumsverband Hessen seit Anfang März in drei Museen, ob es sich bei dort vorhandenen Werken um NS-Raubgut handelt. Wie der Verband am Dienstag in Hanau weiter mitteilte, soll bei den Museumssammlungen in der Brüder-Grimm-Stadt sowie in Hünfeld (Kreis Fulda) und Korbach (Waldeck-Frankenberg) untersucht werden, ob ein entsprechender Verdacht vorliegt und weiterer Forschungsbedarf besteht.

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Diese Erstchecks seien gerade für kleinere und mittelgroße Museen ein «bewährter Einstieg in die Provenienzforschung», da diese aufgrund eines Mangels an Personal, Zeit und Geld die Suche nach der Herkunft der Werke nicht von sich aus betreiben könnten, erklärte Saskia Johann vom Museumsverband. Bei den drei teilnehmenden Museen handelt es sich um die Städtischen Museen Hanau, das Konrad-Zuse-Museum in Hünfeld und das Wolfgang-Bonhage-Museum in Korbach.

Das Projekt startet in Hanau. Das fünfmonatige Vorhaben wird vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste finanziert. «Unsere Geschichte verpflichtet uns, NS-Raubgut in öffentlichen Kultureinrichtungen zu identifizieren und zurückzugeben und dieser Verpflichtung, die ich auch als eine moralische sehe, kommen wir selbstverständlich nach», sagte der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD). Die Stadt werde sich gemeinsam mit dem Museumsverband Hessen um die Klärung der Herkunft jedes einzelnen Objektes bemühen.

Es ist bereits das zweite derartige Projekt des Museumsverbands. 2022 wurden die Stadtmuseen in Bad Wildungen und Eschwege, das Vonderau Museum Fulda und das Heimatmuseum Reinheim auf jüdischen Vorbesitz überprüft. «Die Teilnahme am Erstcheck hat den Museen nicht nur Sicherheit im Umgang mit ihren Objekten gegeben, sondern sie auch motiviert, weitere Forschungen anzustoßen», erklärte Verbandsgeschäftsführerin Christina Reinsch. Verdachtsmomente sind dem Verband zufolge in allen untersuchten Museen aufgetaucht. Ihnen wird nun in einer zweiten Forschungsrunde nachgegangen.