Tischtennis

TTC 1946 Weinheim kämpft sich ins Finale

Die Bundesliga-Damen schlagen den TSV Langstadt im alles entscheidenden „Golden Match“ des Halbfinales mit 4:0 und treffen nun auf den Meister aus Berlin.

So sehen Siegerinnen aus (v.l.n.r.): Yuan Wan, Daria Trigolos, Sophia Klee, Mateja Jeger und Bruna Takahashi. Foto: Katrin Oeldorf
So sehen Siegerinnen aus (v.l.n.r.): Yuan Wan, Daria Trigolos, Sophia Klee, Mateja Jeger und Bruna Takahashi.

Um Punkt 18.15 Uhr ist es am frühen Sonntagabend endlich vollbracht. Bruna Takahashi, Spitzenspielerin von Tischtennis-Bundesligist TTC 1946 Weinheim, reißt beide Hände die Luft. Soeben hat sie ihre Kontrahentin Hsien-Tzu Cheng vom TSV Langstadt im vierten Spiel des „Golden Matches“ des Play-off-Halbfinales um die deutsche Meisterschaft mit 11:8 besiegt – und ihr Team ins Finale gegen den amtierenden Meister ttc berlin eastside geführt.

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4:0 lautet der Endstand, nachdem kurz zuvor die beiden Doppel Takahashi/Mateja Jeger und Sophia Klee/Yuan Wan sowie Yuan Wan (im Einzel gegen Chantal Mantz) den TTC 46 in Führung gebracht haben. Nur wenige Sekunden später startet Takahashi, die den TTC nach Ende der Saison in Richtung Frankreich verlassen wird, gemeinsam mit ihren Teamkolleginnen eine La-Ola-Welle und die über 300 Zuschauer in der Sporthalle des Heisenberg-Gymnasiums machen – sofern sie Fans der Weinheimerinnen sind – natürlich mit.

Bruna Takahashi sorgt für den umjubelten Schlusspunkt in einem echten Tischtennis-Drama. Foto: Katrin Oeldorf
Bruna Takahashi sorgt für den umjubelten Schlusspunkt in einem echten Tischtennis-Drama.

Wenige Meter von der Jubeltraube entfernt, atmet TTC-Teammanager Christian Säger erst einmal kräftig durch, ehe auch er die Fäuste zum Jubeln in die Höhe reckt. „Das ist der Höhepunkt meiner Laufbahn. Einfach nur überragend“, bricht es förmlich aus ihm heraus. Fast vergessen sind in diesem Moment die Anspannung und nervliche Belastung der vergangenen vier Stunden. Denn: Das Quintett von Trainer Rainer Schmidt hätte es sich, dem Coach, den Verantwortlichen sowie allen Fans deutlich einfacher machen können. Ohne den Umweg über das „Golden Match“, das in Weinheim am Sonntag seine Premiere feiert und in der Damen-Bundesliga auch erst zum zweiten Mal Anwendung findet.

Das Entscheidungsmatch, das maximal aus zwei Doppeln und vier Einzeln über jeweils nur einen Satz besteht, ist jedoch nötig, da die Gäste aus Südhessen das reguläre Halbfinal-Rückspiel unmittelbar zuvor mit 6:4 gewonnen haben – und somit den Weinheimer 6:4-Hinspiel-Erfolg egalisiert haben.

Wan kämpft mit Schmerzen

Und wie schon im Hinspiel starteten die Weinheimerinnen mit zwei bitteren Doppel-Niederlagen, denen die von Schmerzen in der Schulter und gleich mehreren medizinischen Behandlungen geplagte Yuan Wan eine deutliche 0:3-Niederlage im Einzel gegen ihre künftige Teamkameradin Hsien-Tzu Cheng folgen ließ. Nachdem Bruna Takahashi ihr Einzel gegen Chantal Mantz mit 3:1 gewonnen hatte, folgte im hinteren Paarkreuz die nächste Klatsche. Mateja Jeger unterlag Izabela Lupulescu mit 1:3.

Yuan Wan trotzt den Schmerzen in der Schulter und steuert am Ende neben einem Sieg im Doppel auch einen Einzel-Sieg im „Golden Match“ zum Erfolg bei. Foto: Katrin Oeldorf
Yuan Wan trotzt den Schmerzen in der Schulter und steuert am Ende neben einem Sieg im Doppel auch einen Einzel-Sieg im „Golden Match“ zum Erfolg bei.

„Beim Zwischenstand von 1:4 dachte eigentlich jeder schon ans Golden Match“, bringt es TTC-Trainer Rainer Schmidt in seiner Analyse treffend auf den Punkt. Doch das hätte zu dem Tischtennis-Krimi in der Heisenberg-Halle nicht gepasst.

Stattdessen stemmten sich Takahashi (3:0 gegen Chang), die wiedererstarkte Yuan Wan (3:0 gegen Mantz) und Sophia Klee (3:1 gegen Franziska Schreiner), die diesmal den Vorzug vor Daria Trigolos erhalten hatte, mit Vehemenz gegen die drohende Niederlage. Und das „Golden Match“. Ein Sieg fehlte dem TTC nur noch zum Unentschieden, das nach dem knappen Hinspiel-Sieg zum Weiterkommen gereicht hätte.

Doch das Spiel nahm abermals eine dramatische Wende: Sophia Klee gab ihre Partie gegen Lupulescu nach gewonnenem ersten Satz aus der Hand. Noch spannender machten es Jeger und Schreiner. Die Kroatin auf Weinheimer Seite holte erst einen 0:2-Satzrückstand auf, ehe sie vier Matchbälle abwehrte, um am Ende doch mit 9:11 zu unterliegen.

Mateja Jeger hat den Sieg im alles entscheidenden letzten regulären Spiel auf dem Schläger, unterliegt Franziska Schreiner aber mit 2:3. Foto: Katrin Oeldorf
Mateja Jeger hat den Sieg im alles entscheidenden letzten regulären Spiel auf dem Schläger, unterliegt Franziska Schreiner aber mit 2:3.

Und so musste doch das „Golden Match“ her, um den neuerlichen Final-Einzug klarzumachen.

Individuelle Klasse entscheidet

Hier habe letztlich die individuelle Klasse von Wan und Takahashi den Ausschlag gegeben, bilanziert Trainer Rainer Schmidt, der selbst noch nicht so recht weiß, was er von der neuen Form der Entscheidungsfindung halten soll. „Wenn man gewinnt, ist das natürlich geil. Und für die Zuschauer ist es auch ein echtes Highlight. Trotzdem ist es am Ende eine Lotterie – vergleichbar mit dem Elfmeterschießen beim Fußball“, sagt er. Einen Fußball-Vergleich wählt abschließend auch Christian Säger: „Der ttc berlin eastside ist wie der FC Bayern München. Eigentlich kaum zu schlagen. Trotzdem freuen wir uns natürlich aufs Finale und schauen einfach mal, was am Ende dabei rauskommt.“

Das Hinspiel findet am Freitag, 28. Juni, ab 18 Uhr in der Halle des Heisenberg-Gymnasiums statt, das große Finale ist dann am Sonntag, 30. Juni, in Berlin. Ein erneutes „Golden Match“ ist dabei beileibe nicht ausgeschlossen.