Heimat der Mädchen: Die SG Hohensachsen lebt Familie
Andreas Ewald baute 2008 bei der SGH eine eigenständige Mädchenabteilung auf, die an der Bergstraße ihresgleichen sucht. Alle Altersklassen und zwei Frauenteams sind im Spielbetrieb
„Spielen wir jetzt noch übers große Feld?“ Die Trainingsgruppe von Hohensachsens jüngsten Fußballerinnen kann gar nicht genug bekommen. „Nein, für heute ist Schluss, schaut doch mal auf die Uhr“, lacht Andreas Ewald. Bis zu 50 Mädchen werden von ihm und sieben Trainerkollegen am Langewiesenweg betreut. Und das nur bei den Jüngsten. Die SG Hohensachsen hat alle Altersklassen oft doppelt besetzt, schickt neben den gut 120 Mädchen auch noch zwei Frauenteams in den Ligabetrieb. Das muss Hohensachsen erst mal jemand nachmachen.
Zur Person
Andreas Ewald ist bei der SG Hohensachsen nicht nur Mädchen für alles, er gibt auch alles für seine Mädchen. 2008 belebte er den Jugendfußball in der Abteilung neu und das überwiegend mit Mädchen.
Heute zählt der 54-Jährige 120 Mädels im Verein, der alle Altersklassen und zwei Frauenteams besetzt hat - einzigartig an der Bergstraße.
Der Hohensachsener, im Berufsleben Projektleiter bei alstom, spielte selbst aktiv, wechselte berufsbedingt aber schon früh mit 27 Jahren zu den Alten herren, weil das zeitlich besser passte.
Stolz ist der 3. Vorsitzende des Vereins nicht nur auf die drei Bundesligaspielerinnen, die aus der SGH hervorgingen. Vor allem die vielen lizenzierten Trainer, die oft aus den eigenen Reihen kommen, sorgen dafür, dass die Mädchen in Hohensachsen optimal betreut werden. Neben vielfältiger Freizeitgestaltung stehen auch regelmäßige Trainingslager an.
Der Hohensachsener Kusntrasen und das Multifunktions-Kleinfeld platzen ob des Zustroms aus allen Nähten. "Weggeschickt wird trotzdem keiner", sagt Ewald.
Der Mann, der 2008 den Mädchenfußball an der Bergstraße ins Rollen brachte, erinnert sich gern an die Anfänge, als sich die „Wilden Mädchen“ badische Meistertitel und Staffelsiege krallten. Und als er mangels Kapazität sogar keine neuen Spielerinnen mehr aufnehmen konnte. „Das passiert uns nicht mehr. Wir schicken niemanden weg“, sagt der 54-Jährige, der den Werdegang der drei Hohensachsener Bundesligaspielerinnen Sophie Walter, Büsra Kuru und jetzt Lina von Schrader mitprägte. Und das in Zeiten, in denen Frauenfußball noch weit weniger im Fokus stand.
Kein Boom in Sicht
Einen Boom nach dem Gewinn der Vize-Europameisterschaft in England sieht er im Mädchenbereich nicht. Beim Gewinn der Weltmeisterschaft 2014 gab es 70 E- und C-Mädchenteams im Badischen Verband, 2023 sind es noch 54. „Die Mädchen sind breiter aufgestellt, haben nicht hauptsächlich Fußball im Kopf“, sagt Ewald. „Es gibt weniger Mädchenteams, sodass die Fahrten zu den Spielen immer weiter sind. Wenn da die Eltern nicht mithelfen, wird es schwer.“
Der Verein gibt alles
Ewald gibt alles für seine Mädchen, aber auch bei der SGH sieht er Stagnation. „Für jede junge Spielerin, die von unten nachkommt, hört bei den älteren wieder eine auf.“ Die, die dabeiblieben, seien aber oft nicht nur treue Sportlerinnen, sondern würden auch oft auch eine der vielen lizenzierten Trainerinnen. Die Fußballfamilie ist keine Floskel.
Ob unter den Mädchen der SG Hohensachsen erneut eine Bundesligaspielerin heranreift? „Man weiß es nie. Ehrgeiz, aber kein übertriebener, Schnelligkeit, nicht nur beim Laufen, auch im Kopf, Beweglichkeit. Disziplin und Rückendeckung der Eltern“, zählt Ewald einige Erfolgsfaktoren auf. Aktuell spielen die Großnichten der legendären Heidi Mohr bei der SG Hohensachsen. Für den Sprung in die Bundesliga braucht es aber auch das Glück, verletzungsfrei zu bleiben. Und eben einen Ausbildungsverein, der für seine Mädchen alles gibt. Und das tut die SGH wie kein zweiter Verein.