Weinheim

Umfrage unter Weinheimer Bahnreisenden: Von Vollsperrung überrascht

WNOZ hat sich - vor der Sperrung der Strecke Mannheim/Heidelberg - Darmstadt - unter Reisenden am Weinheimer Hauptbahnhof umgehört.

Kurz vor der Vollsperrung der Strecke Mannheim/Heidelberg - Darmstadt ist am Weinheimer Hauptbahnhof noch alles entspannt. Foto: Eckhard Malcherek
Kurz vor der Vollsperrung der Strecke Mannheim/Heidelberg - Darmstadt ist am Weinheimer Hauptbahnhof noch alles entspannt.

Es ist ein Dienstag, 17 Uhr: Zeitgleich und pünktlich fahren im Weinheimer Hauptbahnhof ein InterCityExpress nach Frankfurt und ein InterCity nach Salzburg ein. Eigentlich ist das nichts Besonderes, jedoch gab es das seit dem Jahresanfang nur selten. Wegen der Bauarbeiten auf der Riedbahn und dem Streik der Lokführer fuhren in Weinheim keine Fernzüge. Nun rollt der Bahnverkehr wieder fast normal. In wenigen Tagen wird die Freude leider schon wieder vorbei sein, denn vom 2. Februar (22 Uhr) bis zum 26. Februar (5 Uhr) werden überhaupt keine Züge in Weinheim ankommen oder abfahren. Dann wird die Main-Neckar-Bahn ebenfalls wegen Bauarbeiten voll gesperrt und die Züge werden durch Busse ersetzt.

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Keine Hinweise auf bevorstehende Vollsperrung am Weinheimer Hauptbahnhof

WNOZ hat sich auf dem Weinheimer Hauptbahnhof umgeschaut, wie die Reisenden darauf vorbereitet sind. Auf der Suche nach Hinweisen auf die bevorstehende Vollsperrung wird der Reporter nicht fündig. Es stehen dort zwar zwei Aufsteller zur Riedbahnsperrung, aber diese sind bereits veraltet.

Der Aufsteller zur Riedbahnsperrung ziert noch den Weinheimer Hauptbahnhof, ist allerdings schon veraltet. Die Strecke ist inzwischen wieder offen. Foto: Eckhard Malcherek
Der Aufsteller zur Riedbahnsperrung ziert noch den Weinheimer Hauptbahnhof, ist allerdings schon veraltet. Die Strecke ist inzwischen wieder offen.

Weder im Bahnhofsgebäude noch an den Bahnsteigen finden sich irgendwelche Aushänge oder Anzeigen über die Fahrplanänderungen. Lediglich am Bahnsteig der Weschnitztalbahn nach Fürth läuft ein Hinweis durch das Display, der auf die kommende Sperrung dieser Strecke hinweist.

Bahnpendler in Weinheim sind überrascht von der Sperrung

Eine Frau, die bei der Firma Freudenberg arbeitet und mit der S-Bahn nach Mannheim fährt, ist völlig überrascht, als sie auf die Sperrung angesprochen wird. Sie wisse bisher nichts davon und müsse nun ihren Arbeitgeber informieren. Sie werde dann wohl im Homeoffice arbeiten. Ein anderer Reisender ist auch erstaunt, stellt aber beim Blick auf seine Fahrkarte für die kommende Woche fest, dass darauf bereits die Straßenbahn nach Mannheim berücksichtigt wurde. Ebenso ein junger Mann, der täglich nach Stuttgart pendelt: Er hatte bisher keine Informationen und noch keine Idee, wie er damit umgeht.

Karsten Goldacker hat ein Jobticket und will möglichst oft mit dem Zug von Schwetzingen zur Arbeit bei einer Weinheimer IT-Firma fahren. Aber schon in den vergangenen Wochen konnte er die Bahn nicht nutzen und weiß bereits, dass es auch in den kommenden drei Wochen nicht möglich sein wird. Er habe es in der Zeitung gelesen, später sei es ihm auch in der Bahn-App aufgefallen. Er wird dann auch im Homeoffice bleiben oder mit dem Auto zur Arbeit fahren.

Weinheimer Pendler schon jetzt "total genervt"

Thomas Damer pendelt täglich zwischen Weinheim und Frankfurt und sei nach eigenen Worten „total genervt“. Er wurde per E-Mail von der Sperrung informiert. Bereits seit November seien die ICEs immer wieder ausgefallen und das setze sich nun fort. Seine Monatskarte bekäme er nur zu einem geringen Teil erstattet. Auch er werde in den nächsten Wochen aus dem Homeoffice arbeiten.

Von Kollegen hat Silvan Schneider aus Ladenburg erfahren, dass keine Züge fahren werden. Das Auto wird wohl keine gute Alternative sein, da dort die Zufahrt zur Autobahn gesperrt wird. Die Züge brauchen sonst 5 bis 8 Minuten, die Ersatzbusse werden etwa 45 Minuten benötigen. Er wird auf das Fahrrad oder das Auto ausweichen und auch mehr im Homeoffice arbeiten. Lobend äußert er sich aber über den Bahnverkehr der vergangenen Wochen: Die Ersatzzüge für die Riedbahn seien pünktlich und mit einer großen Kapazität unterwegs gewesen.

Blick in die DB-Navigator-App

Der nächste Blick geht in die DB-Navigator-App: Darin kann am besten die schnellsten Verbindungen herausfinden, denn die Ersatzbusse, aber auch die anderen Busse und Straßenbahnen werden dabei berücksichtigt. Leider werden fälschlicherweise immer noch ein paar Regionalbahnen angezeigt, die in Weinheim fahren würden. In diesem Fall sollte man sehr misstrauisch sein und andere Verbindungen auswählen.

Zuletzt noch ein Besuch im Reisezentrum im Weinheimer Hauptbahnhof: Dort finden sich Flyer mit Informationen über die Sperrung, die eigentlich jeder Haushalt an der Bergstraße erhalten haben sollte. Viele haben den jedoch nicht erhalten. Die Mitarbeiterin kann uns lediglich informieren, dass die Busse in Richtung Mannheim/Heidelberg am Steig 1 und in Richtung Fürth/Bensheim/Darmstadt am Steig 7 fahren werden. Zu den fehlenden Informationen darf sie nichts sagen und verweist an die Pressestelle der Deutschen Bahn.

Das Fazit

Das Fazit: Es bleibt zu befürchten, dass viele Reisende in den nächsten Tagen von der Sperrung der Bahnstrecke überrascht werden. Die bereits informierten Pendler planen offensichtlich kaum auf die Ersatzbusse umzusteigen, sondern wollen meist andere Möglichkeiten nutzen. Wer weiter mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren will, dem helfen die Webseiten und Apps von Deutscher Bahn, VRN und RMV meist gut, sie sind aber leider auch nicht völlig fehlerfrei.