Weinheim

Musical "Gottesspiel" in Sankt Marien

Eine Bühne für Gott bietet die Musicalproduktion, die in der katholischen Kirche in Weinheims Weststadt Station macht. Was hinter dem Untertitel "Ein musikalisches Abenteuer" steckt.

Das Musical „Gottesspiel“ stellt die Beziehung zwischen Gott und Mensch in den Mittelpunkt – ein „musikalisches Abenteuer“, wie der Untertitel sagt. Foto: Thomas Rittelmann
Das Musical „Gottesspiel“ stellt die Beziehung zwischen Gott und Mensch in den Mittelpunkt – ein „musikalisches Abenteuer“, wie der Untertitel sagt.

Welchen Stellenwert hat der Glaube heute? In einer Zeit, in der er keine Selbstverständlichkeit mehr ist wie früher, sondern nur eine Option unter vielen? Mit dieser Frage beschäftigte sich das Musical „Gottesspiel“ in der katholischen Kirche Sankt Marien in Weinheims Weststadt. Beantwortet wurde sie von einem lediglich halb vollen Gotteshaus. Der Veranstalter, die katholische Kirchengemeinde Weinheim-Hirschberg, hätte sich mehr Gäste gewünscht angesichts dieser aufwendigen Produktion und eines Themas, das die Christen umtreibt.

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Diejenigen jedoch, die miterlebten, was sich auf der Bühne vor dem Chorraum abspielte, zeigten sich nach zwei Stunden – gefüllt mit Liedern und Dialogen – begeistert. Stehende Ovationen waren der verdiente Lohn für die 25 Schauspieler und Sänger, die das Publikum auf ein musikalisches Abenteuer mitnahmen. Laien zwar, aber mit professionellem Anspruch und Stimmen, die auch auf größeren Bühnen Bestand hätten.

Die Tänzer verliehen den gesungenen Worten mit einer gelungenen Choreografie Nachdruck. Foto: Thomas Rittelmann
Die Tänzer verliehen den gesungenen Worten mit einer gelungenen Choreografie Nachdruck.

Erste Erfolge feierte das Ensemble mit dem Musical „Gottesspiel“ bei der Premiere im Mai 2022 auf dem Schlossplatz in Hardheim, aber auch beim Katholikentag in Stuttgart. Nach Auftritten unter anderem in Herxheim, Mainz, Vallendar-Schönstatt, Iserlohn und Rodau stand jetzt Weinheim als achte Station auf dem Tourneeplan.

Der Kontakt zur hiesigen Seelsorgeeinheit kam durch Wilfried Röhrig, den Autor und Komponisten von „Gottesspiel“ zustande. Ein Viernheimer, der viele Jahre katholische Religion und Sport an der Albertus-Magnus-Schule in seiner Heimatstadt unterrichtete und gerne die Gottesdienste in Sankt Marien besucht.

Die frisch renovierte Kirche bildete denn auch die passende Kulisse für eine Geschichte, die Tradition und Moderne ebenso verbindet wie die mutige Neugestaltung des Kirchenraumes. Es geht um „Gott und die Welt“, um die Rolle Gottes und des Glaubens angesichts von Krieg und Not in der Welt, um den Zweifel, der die Christenheit seit jeher beschäftigt.

Gespräche über Gott und die Welt. Foto: Thomas Rittelmann
Gespräche über Gott und die Welt.

Tradition und Moderne spiegelten sich auch im Bühnenbild wider. Michelangelos Hände, die die Sixtinische Kapelle im Vatikan zieren, verwiesen auf die Beziehung Gottes zu den Menschen – auf konventionelle Art. Für einen Bruch sorgten kubische Elemente, die an bunte Bauklötze erinnern. Sie stellten den Bezug her zum Spiel, das dem Musical seinen Namen verleiht.

Im Mittelpunkt der Handlung steht ein junges Paar, das ein Kind erwartet. Thomas und Eva sind im Grunde davon überzeugt, dass sich Gott in der Welt und in ihrem Leben zeigt, dass er sich mitteilt, Spuren legt. Nicht nur die Lebens- und Glaubenseinstellungen in ihrer Umgebung, sondern vor allem die dramatischen Geschehnisse fordern sie jedoch heraus …

Das „Spielfeld“ betreten außerdem Protagonisten mit ganz unterschiedlichem Bezug zu Gott. Da gibt es das existenzialistische Paar, das ganz auf eigene Faust lebt und in Gott den Konkurrenten seiner Freiheit sieht. Da erscheinen traditionalistische Eltern, die das Heil im bloßen Festhalten an der gestrigen Kirche sehen. Da gibt es den frommen Fundamentalisten, der meint, Gott könne wie ein Zauberer die Welt retten. Es agiert ein Naturalist, für den nur diese rein weltliche Welt existiert. Und da gibt es schließlich, als Hauptfiguren, den Spurensucher und die Spurensucherin, denen Gott in ihrem Leben, in ihrem gewöhnlichen Alltag begegnet.

Für den starken Tobak, der auch die Themen Tod, Krieg und den Missbrauchsskandal in der Kirche nicht aussparte, war das „leichte“ Stilmittel des Musicals gut gewählt. Sollte doch die breite Öffentlichkeit angesprochen werden, um einen Zugang zur schweren Kost zu finden. „Wir singen nicht nur Halleluja“, hatte Röhrig bereits im Vorfeld der Aufführung gesagt. Nein, von Halleluja war die Musik weit entfernt. Stattdessen standen mal rockige Rhythmen, mal balladeske Kompositionen im Mittelpunkt. Dazu sorgte eine ausgeklügelte Lightshow für die passende Stimmung, während die Tänzer den gesungenen Worten mit einer gelungenen Choreografie Nachdruck verliehen.

Kein „Kinderspiel“

Dabei war „Gottesspiel“ kein seichtes „Kinderspiel“. Antworten auf die Frage nach seiner Existenz wurden nicht auf dem Silbertablett serviert. Das wäre auch ein unmögliches Unterfangen. Erst am Schluss schloss sich der Kreis. Mit der Geburt der kleinen Mia offenbarte sich Gott und in der wunderschönen Melodie „Ich bin ein Kind des Vaters“ die Kunst.