Weinheim

Musical "Gottesspiel" in Sankt Marien

„Wir singen nicht nur Halleluja“, sagt Wilfried Röhrig, aus dessen Feder Text und Musik für das Musical stammen, das am 7. Mai in der Weinheimer Sankt-Marien-Kirche aufgeführt wird.

Das heitere Farbenspiel der frisch renovierten Sankt-Marien-Kirche in Weinheims Weststadt nimmt das Musical „Gottesspiel“ im Mai auf. Musik und Text stammen aus der Feder des Viernheimers Wilfried Röhrig (Mitte). Auf die Aufführung freuen sich auch Dr. Manfred Rohde von Sankt Marien (links) und Pfarrer Dr. Joachim Dauer, Leiter der katholischen Kirchengemeinde Weinheim-Hirschberg. Foto: Iris Kleefoot
Das heitere Farbenspiel der frisch renovierten Sankt-Marien-Kirche in Weinheims Weststadt nimmt das Musical „Gottesspiel“ im Mai auf. Musik und Text stammen aus der Feder des Viernheimers Wilfried Röhrig (Mitte). Auf die Aufführung freuen sich auch Dr. Manfred Rohde von Sankt Marien (links) und Pfarrer Dr. Joachim Dauer, Leiter der katholischen Kirchengemeinde Weinheim-Hirschberg.

Seit der Renovierung erstrahlt die katholische Sankt-Marien-Kirche in neuem Licht und frischer Farbe. Das heitere Gelb verschmilzt mit dem sanften Blau an der Decke des Kirchenschiffes, die farbenfrohe Chorwand nimmt dem am Kreuz hängenden Jesus die Schwere. Ein mutiges Spiel nicht nur mit Farbe, sondern auch mit Tradition und Moderne. Diese neue, andere Kirche wird am Sonntag, 7. Mai, die Kulisse bilden für ein Musical, das versucht, Gott nachzuspüren in einer Zeit, in der der Glaube keine Selbstverständlichkeit mehr ist wie früher, stattdessen eine Option unter vielen.

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Impressum

Pfarrer Joachim Dauer, Leiter der katholischen Kirchengemeinde Weinheim-Hirschberg, kann sich keinen besseren Ort vorstellen für das Musical „Gottesspiel“. „Wir haben die Kirche zwar nicht extra für das Musical renoviert, aber es passt einfach perfekt hierher“, sagt er am Dienstag beim Pressetermin im Vorfeld der Veranstaltung.

Der Chorraum wird am 7. Mai in eine Bühne verwandelt, auf der 25 Schauspieler und Sänger die Gäste auf ein musikalisches Abenteuer mitnehmen möchten. „Keine Profis, aber Menschen mit Bühnenerfahrung und professionellem Anspruch“, verrät Wilfried Röhrig. Er ist Autor und Komponist in Personalunion, einer, der zeit seines Lebens Musik mit Gott vereint – mit christlicher Popmusik.

Drei Musicals stammen mittlerweile aus der Feder des Viernheimers, der viele Jahre katholische Religion und Sport an der Albertus-Magnus-Schule in seiner Heimatstadt unterrichtete. Über 20 CDs widmen sich dem Genre christlicher Musik. Mittlerweile ist Röhrig im Ruhestand, hat noch mehr Zeit für seine Musik. „Meine Leidenschaft“ nennt er sein Hobby. Diese Leidenschaft teilt er mit den Hauptdarstellern des Musicals, die teilweise aus der hiesigen Region stammen, zum Teil aus Mainz oder Fulda.

Erste Erfolge feierte das Ensemble mit dem Musical „Gottesspiel“ bei der Premiere im Mai 2022 auf dem Schlossplatz in Hardheim, aber auch beim Katholikentag in Stuttgart. Nach Auftritten in Herxheim, Mainz, Vallendar-Schönstatt, Iserlohn und Rodau steht jetzt Weinheim auf dem Tourneeplan. Der Kontakt zur hiesigen Seelsorgeeinheit kam zustande, weil Röhrig mit seiner Frau gerne die Gottesdienste in Sankt Marien besucht. Bei Pfarrer Dauer traf der Komponist auf offene Ohren und Arme. Gerade auch wegen der Aktualität des Themas. Es geht um „Gott und die Welt“. Röhrig: „Seit Jahren treibt mich die Frage um, welche Rolle Gott und der Glaube an ihn in unserer Welt von heute spielen, genauer gesagt in der westlichen Welt, bei dir und bei mir.“

Im Mittelpunkt der Handlung steht ein junges Paar. Thomas und Eva sind im Grunde davon überzeugt, dass sich Gott in der Welt und in ihrem Leben zeigt, dass er sich mitteilt, Spuren legt. Nicht nur die Lebens- und Glaubenseinstellungen in ihrer Umgebung, sondern vor allem die dramatischen Geschehnisse fordern sie jedoch heraus … „Das Musical ist eine Beziehungsgeschichte zwischen Gott und Mensch, eine Provokation, ein Abenteuer, frei und ergebnisoffen“, erklärt Röhrig und fügt hinzu: „Ich möchte Grundlinien der heutigen Szenerie beschreiben, also sozusagen das Spielfeld beleuchten, auf dem sich der Glaube heute abspielt.“ Im Musical treten deshalb Personen auf, sozusagen Spielfiguren, die ganz unterschiedliche Vorstellungen in Bezug auf Gott haben. Da gibt es zum Beispiel das existenzialistische Paar, das ganz auf eigene Faust lebt und in Gott den Konkurrenten seiner Freiheit sieht. Da erscheinen traditionalistische Eltern, die das Heil im bloßen Festhalten an der gestrigen Kirche sehen. Da gibt es den frommen Fundamentalisten, der meint, Gott könne wie ein Zauberer die Welt retten. Es agiert ein Naturalist, für den nur diese rein weltliche Welt existiert. Und da gibt es schließlich, als Hauptfiguren, den Spurensucher und die Spurensucherin, denen Gott in ihrem Leben, in ihrem gewöhnlichen Alltag begegnet.

Röhrig: „Sie alle gehen einen Weg mit Gott, sind mit ihm im Gespräch, im Austausch, im Dialog.“ Die Geschichte von Thomas und Eva macht deutlich: Das „Gottesspiel“ ist kein „Kinderspiel“. Es ist ernst und zugleich spannend, umfasst Sternstunden und Abgründe, erfordert ganzen Einsatz, Liebe und Leidenschaft. Es ist ein Abenteuer, wie der Untertitel von „Gottesspiel“ schon sagt. Röhrig: „Wir singen nicht nur Halleluja.“

Und der Titel selbst? Röhrig: „Unter ,Gottesspiel‘ kann ganz Verschiedenes und Gegensätzliches verstanden werden: Spielen wir mit Gott? Nehmen wir ihn also überhaupt ernst? Oder spielt Gott mit uns? Sind wir nur Spielzeuge in seiner Hand? Oder auch: Spielen wir Gott?“ Der Autor nimmt den Glauben dabei weder auf die leichte Schulter noch geht er bierernst mit ihm um. Für ihn ist Glaube „ein offener Prozess, eine Beziehungsgeschichte, angefangen bei Adam und Eva über das Volk Israel, Jesus von Nazareth, die Geschichte der jungen Kirche bis zur Geschichte der Kirche und Welt heute und unserer ja ganz persönlichen Lebensgeschichte.“