Fußball-EM

"Völlig losgelöst" am Ende eines verkorksten Tages

WNOZ-Sportreporter Christopher Frank zählte zu den 54.000 glücklichen Menschen, die das Spiel der DFB-Elf gegen Ungarn live im Stadion sehen durften. Bis zum Anpfiff musste er aber einige Hürden überspringen.

WNOZ-Sportreporter Christopher Frank zählte zu den 54.000 glücklichen Menschen, die das Spiel der DFB-Elf gegen Ungarn live im Stadion sehen durften. Foto: Christopher Frank
WNOZ-Sportreporter Christopher Frank zählte zu den 54.000 glücklichen Menschen, die das Spiel der DFB-Elf gegen Ungarn live im Stadion sehen durften.

Der Mittwoch begann für mich im wahrsten Sinne des Wortes: beschissen. Beim Einkaufen übersah ich einen fetten Hundehaufen und schlurfte anschließend auch noch mit den dreckigen Schuhen durchs Haus. Erst der übel riechende Abdruck auf dem Fußvorleger zeigte mir, dass etwas gewaltig schiefgelaufen ist. Flugs wurde Teppichreiniger besorgt, danach der Fußvorleger gereinigt. Und natürlich musste möglichen Fragen vorgebeugt werden.

WNOZ WhatsApp-Kanal

Die Weinheimer Nachrichten und Odenwälder Zeitung auf WhatsApp! Aktuelle Nachrichten aus deiner Region. Die Top-Themen jeden Mittag frisch auf dem WhatsApp-Kanal.

Impressum

Letzten Endes schaffte es die Gruppe um Christopher Frank doch noch rechtzeitig ins Stadion. Foto: Christopher Frank
Letzten Endes schaffte es die Gruppe um Christopher Frank doch noch rechtzeitig ins Stadion.

Denn: Eigentlich war ich schon auf dem Sprung nach Stuttgart, eine befreundete Familie wollte mich abholen. Wir zählten zu den glücklichen 54.000 Menschen, die Karten für das EM-Spiel zwischen Deutschland und Ungarn ergattert hatten.

Verkehrschaos in und um Stuttgart

Entgegen all meinen Vorsätzen – ich hasse Sprachnachrichten – entschuldigte ich mich wortreich bei meiner Liebsten, die prompt zurückrief. „Ist doch nicht schlimm, schmeiß das Ding einfach weg. Viel Spaß“, flötete sie ins Telefon. Spätestens jetzt wusste ich: Heute kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.

Das Stuttgarter Stadion bot eine atemberaubende Atmosphäre. Foto: Christopher Frank
Das Stuttgarter Stadion bot eine atemberaubende Atmosphäre.

Eigentlich. Denn die von unserem Navi errechnete Ankunftszeit verzögerte sich im Minutentakt. Die A6 war mal wieder proppevoll und dann hatte die Verwaltung der Landeshauptstadt auch noch den glorreichen Gedanken, die meisten Zufahrtsstraßen zum Stadion abzusperren. Einen einzigen Zubringer gab es noch – und der war hoffnungslos überlastet.

Leider ohne den "Meisterschaftsball"

So verpassten wir die große Chance, den „Meisterschaftsball“, der seit Montag über 444 Kilometer von Kaiserslautern bis nach Stuttgart von zahlreichen Fußballfans (darunter auch ich) durch die Lande gekickt wurde, ins Stadion zu tragen.

Am Montagabend "kickte" unser Reporter den "Meisterschaftsball" noch von Schwetzingen nach Ketsch. Foto: Christopher Frank
Am Montagabend "kickte" unser Reporter den "Meisterschaftsball" noch von Schwetzingen nach Ketsch.

Auch hier war eigentlich schon alles vorbereitet und vor allem die zwei Jungs unserer Freunde, beide glühende FCK-Anhänger, hatten sich riesig darauf gefreut, den Ball, den Dagmar Eckel, die Tochter des Lauterer WM-Helden von 1954 losgetreten hatte, zu seinem Bestimmungsort zu dribbeln.

Überragender Ilkay Gündogan

Immerhin schafften wir es noch rechtzeitig zu den Hymnen und dem Anpfiff ins Stadion, wo wir anschließend für sämtliche Hundehaufen, Staus und verpassten Meisterschaftsbälle entschädigt wurden.

Bei den Nationalhymnen tauchten die deutschen Fans das Stuttgarter Stadion in ein schwarz-rot-goldenes Fahnenmeer. Foto: Christopher Frank
Bei den Nationalhymnen tauchten die deutschen Fans das Stuttgarter Stadion in ein schwarz-rot-goldenes Fahnenmeer.

Die Nagelsmänner taten sich gegen die Ungarn zwar deutlich schwerer als beim grandiosen 5:1 gegen Schottland, siegten aber trotzdem mit 2:0 – dank eines überragenden Kapitäns Ilkay Gündogan, einem Keeper, der offenbar zurück zu seiner Form gefunden hat, und einer Passmaschine mit Namen Toni Kroos, die schon vor dem Anpfiff zum „Fußballgott“ erhoben wurde.

Kroos wird zum Fanliebling

Als dann auch noch bei jedem Freistoß und Eckball „Toni, Toni“-Rufe erschallten, schien es, als sei der einstige „Querpass-Toni“ in den letzten Tagen seiner Karriere selbst von der Zuneigung der Fans überrascht: Mal überließ er Leroy Sané den Freistoß, mal schob er einen eigentlich freien Ball über fünf Meter zu einem Mitspieler.

Bloß kein Risiko?! Egal.

Fast korrekte Prognose

Spätestens nach Gündogans 2:0, das entgegen meiner Prophezeiung („kurz vor Schluss“) deutlich zu früh fiel (was aber zugleich der einzige „Fehler“ in meiner sonst richtigen Prognose war), war die Cannstatter Kurve „völlig losgelöst“ und sich einig: „Berlin, Berlin. Wir fahren nach Berlin.“

Das habe ich übrigens schon vor dem Auftaktspiel gesagt. Mal gucken, ob auch dieser Tipp am Ende stimmt.

Dafür würde ich dann sogar auch noch mal in einen Hundehaufen treten.