Martin Hintenlang feiert 30-jähriges Bestehen des Ateliers

Seine Skulpturen stehen in unter anderem in Weinheim, Wald-Michelbach oder Heppenheim: Bildhauer Martin Hintenlang. In diesem Jahr feiert er das 30-jährige Bestehen. Woran der Künstler gerade arbeitet und wie es für ihn weitergehen wird.

Seit nunmehr 30 Jahren ist der Abtsteinacher Künstler Martin Hintenlang als Bildhauertätig. Diesen Anlass feierte er mit „Tagen des offenen Ateliers“. Foto: Fritz Kopetzky
Seit nunmehr 30 Jahren ist der Abtsteinacher Künstler Martin Hintenlang als Bildhauertätig. Diesen Anlass feierte er mit „Tagen des offenen Ateliers“.

Großer Andrang herrschte in Martin Hintenlangs Scheune, als er dort anlässlich der Tage des offenen Ateliers auch 30Jahre Bildhauertätigkeit feierte. „Bestimmt 350 Besucher kamen vorbei“, zeigt sich der 60-Jährige sehr zufrieden. Darunter waren viele Künstlerfreunde, zahlreiche Bekannte – auch von weiter her –, dazu ein bunt gemischtes Publikum mit etlichen Auswärtigen.

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Seine ersten Bildhauerschritte erfolgten vor drei Jahrzehnten mit christlichen Motiven, erinnert er sich. Ein paar wenige Heiligenfiguren, eine Madonna oder ein Abendmahl aus Holz standen am Anfang. Dazu kam eine fast überlebensgroße Christusfigur für die Wallfahrt nach Lichtenklingen. „Auf Auftrag würde ich das auch heute noch machen“, erklärt Hintenlang. Denn eigentlich hat sich sein Spektrum seitdem stark verändert. Er verwendet inzwischen eine viel größere Vielfalt an Materialien und hat auch einen ganz anderen Anspruch an sich.

Aus Sandstein und Bronze

So gestaltete der Ober-Abtsteinacher vor kurzem für eine Familie an der Bergstraße einen sehr aufwändigen, künstlerischen Brunnen aus Sandstein und Bronze. Dazu waren zahlreiche Arbeitsschritte nötig. Was sich allein daran zeigt, dass ein Ingenieurbüro die Wassertechnik plante. Zehn Monate investierte er in dieses Projekt.

Es gab noch kein Thema dafür, als die Kunden das erste Mal auf ihn zukamen. Nur ein Wunsch: Es sollten Tiere verwirklicht werden. Daraus strickte der Künstler eine Geschichte. Er ging dann von seinem Modell aus und bestellte im Steinbruch den passenden Sandstein. An dem durfte bei einer Größe von einem Kubikmeter kein Fehler dran sein.

Begleitend wurden Modelle für die Bronzearbeiten erstellt. Dazu kamen die Koordination der Wassertechnik und die Absprache mit anderen beteiligten Firmen. Es bedeutet, seinen Worten, nach einen großen Aufwand, Figuren in Stein einzuarbeiten. In den vergangenen Jahren „war alles besonders“, hatte er einige Aufträge dieser Art. „Das macht große Freude.“

Zu freien Arbeiten kommt Hintenlang nur noch wenig – zu zahlreich sind die Aufträge, bei denen er mit verschiedenen Materialien wie Stein, Bronze oder Beton arbeitet. Firmen, Privatpersonen oder Behörden klopfen bei ihm an. So gestaltete er etwa in Heppenheim das Mühlrad am Kreisel. Mit 4,50 Metern „relativ anspruchsvoll“. Gearbeitet wurde es aus Edelstahl mit einer Kunststoff-Platte. Seine letzten Arbeiten „wurden immer größer“, erinnert er sich.

Die Liebe zum Holz, die der 60-Jährige aus seinen anfänglichen Schreinerjahren mitbrachte, ist ihm erhalten geblieben. „Das ist ein wunderschöner Werkstoff“, schwärmt er – aber leider bei den Sammlern nicht mehr so angesagt. Er stellt aber fest, dass Holz wieder leicht im Kommen ist. Hintenlang ist jedoch jedem Material gegenüber offen, bekräftigt er.

In Sachen Bildhauerei ist der Ober-Abtsteinacher ein Spätberufener. Erst mit 27 Jahren startete er seine Ausbildung, mit 30 Jahren legte er dann richtig los. Das Interesse, den Schreinerberuf zu wechseln, kam durch den Besuch einer Schule in Kärnten auf, an der viele verschiedene Materialien zur Auswahl standen. Heute ist der 60-Jährige froh, dass er in beiden Metiers zuhause ist. „Ich kann somit auf alle Kundenwünsche reagieren und bin nicht an ein Material gebunden.“

Skulpturen stehen in der Region

Die von ihm gestalteten Figuren sind unterschiedlich aufwendig, je nach Dynamik, Faltenwurf oder Gesichtsausdruck. Wobei deren Herstellung für den Künstler eigentlich erst der dritte Schritt ist. Am Anfang steht die Unterhaltung mit dem Kunden, was dieser gerne hätte. Dann macht er sich seine eigenen Gedanken und recherchiert. Es folgt ein Kleinmodell in Ton. Wenn das auf Gefallen trifft, „folgt die eigentliche Umsetzung“.

Neben dem Brunnen am Einhaus ist auch der Wasserspender zwischen den Wald-Michelbacher Kirchen aus Hintenlangs Händen entstanden. Ursprünglich nur als Bachlauf angedacht, ließ der Künstler dann seine Gedanken zur Überwald-Gemeinde als Schulstandort oder Adam Karrillon als erstem Büchner-Preisträger mit einfließen – „eine meiner Lieblingsarbeiten“, sagt der Bildhauer rückblickend. Viel Rückmeldung bekommt er ebenfalls auf seine Skulpturen „Bas Gret und Vetter Philp“, die in der Weinheimer Fußgängerzone zu finden sind.

Kein Ende in Sicht

Viele Wochen Arbeit stecken nicht nur in der Jubiläumsveranstaltung, sondern auch in der darauffolgenden Woche mit verschiedenen Veranstaltungen. Was aber vom Publikum zurückkomme, entschädige dafür – „und ist eine tolle Sache“. Der Künstler denkt noch lange nicht daran, kürzerzutreten. „Ich will in dem Beruf möglichst bis 80 arbeiten und Freude daran haben.“ tom