Geschichte

Wie die Mütter des Grundgesetzes vor 75 Jahren kämpften

Vor 75 Jahren wurde unter provisorischen Bedingungen das Grundgesetz ausgearbeitet. Manches war von den Alliierten vorgegeben, um anderes wurde gerungen. Umstritten war die Gleichstellung von Mann und Frau.

Vier Mitglieder des Parlamentarischen Rats zur Ausarbeitung des Grundgesetzes waren Frauen. Von links nach rechts: Helene Wessel (Zentrumspartei), Helene Weber (CDU), Friederike Nadig (SPD) und Elisabeth Selbert (SPD). Foto: Erna Wagner-Hehmke/Haus der Geschichte/dpa
Vier Mitglieder des Parlamentarischen Rats zur Ausarbeitung des Grundgesetzes waren Frauen. Von links nach rechts: Helene Wessel (Zentrumspartei), Helene Weber (CDU), Friederike Nadig (SPD) und Elisabeth Selbert (SPD).

Bonn (dpa) - Die ausgestopften Tiere waren dezent verhängt oder beiseite geräumt, aber dennoch muss der Ort etwas Exotisches gehabt haben: Im Naturkundlichen Museum Koenig in Bonn fand vor 75 Jahren, am 1. September 1948, die feierliche Eröffnung des Parlamentarischen Rats statt - jenes Gremiums, das ein Grundgesetz für einen neuen westdeutschen Staat ausarbeiten sollte. Das Museum war schlicht deshalb ausgewählt worden, weil es als eines von wenigen Gebäuden im Krieg unbeschädigt geblieben war. Schauplatz der eigentlichen Beratungen war dann die 500 Meter entfernte Pädagogische Akademie. Im Nachhinein kann die innovative Architektur dieses Gebäudes im nüchternen Bauhaus-Stil geradezu als Sinnbild des Grundgesetzes gelten.

Der heute 90 Jahre alte Gerhart Baum (FDP) war zum damaligen Zeitpunkt knapp 16 und besuchte in Bayern das Gymnasium Tegernsee. «Uns war nicht präsent, dass da in Bonn etwas ganz Neues geschaffen wurde», erinnert sich der spätere Bundesinnenminister im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in seiner Wohnung in Köln. «Die Bevölkerung nahm an der Entstehung des Grundgesetzes eigentlich keinen Anteil.» Man hatte anderes zu tun, war mit dem täglichen Überleben beschäftigt.

«Dazu kam aber auch das allgemeine Umfeld, das noch gar nicht so demokratiefreundlich war», erzählt Baum. «Wir hatten Lehrer, die überhaupt noch nicht wahrgenommen hatten, dass wir jetzt in einer Demokratie lebten. Ich wollte damals in der Schule eine Feier machen in Erinnerung an die Widerstandskämpfer des 20. Juli - aber das Lehrer-Kollegium hat uns das verboten. Die waren "Vaterlandsverräter".»

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