Die Corpsstudenten sind in Weinheim

Bunt die Mützen, alkoholgeschwängert die Luft – längst in Feierlaune waren die Corpsstudenten, als am Donnerstagnachmittag der offizielle Startschuss gegeben wurde für eine ganz besondere Weinheimtagung. Das 160-jährige Bestehen des Weinheimer Senioren Convents steht unter dem Motto „Mit Tradition in die Zukunft“ – gewählt von der Verbindung SC zu Hannover, die die Tagung in diesem Jahr ausrichtet.

Auf dem Marktplatz spielte die Stadtkapelle am Brunnen im Sonnenschein, in den Restaurants und Kneipen prosteten sich Alte Herren und aktive Corpsstudenten zu, im Sitzungssaal des Rathauses freute sich Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just, dass er die Vertreter der rund 60 Verbindungen persönlich begrüßen konnte. Eigentlich hätte er an Himmelfahrt in Weinheims französischer Partnerstadt Cavaillon den Blütencorse miterleben sollen. Wetterbedingt musste der Jubiläumsumzug zum 100. Geburtstag allerdings abgesagt werden. Der Mistral wehte zu stark.

Schmierereien an der Wachenburg

In Weinheims gab’s dafür eitel Sonnenschein, aber nicht nur. Leicht überschattet wurde die Veranstaltung von Farbschmierereien auf den Wappen der Verbindungen am Eingang der Wachenburg, dem Treffpunkt der Weinheimtagung. Dem Vandalismus gepaart mit der Ablehnung der Corps erteilte der OB eine deutliche Absage: „Sie sind wie immer in unserer Stadt willkommen. Daran ändern auch ein paar Idioten nichts, die die Wände beschmieren.“ Just betonte, die Corpsstudenten gehören zu Weinheim wie die beiden Burgen und das Schloss. Die Farbpalette der Uniformen, die „Couleur“ als Band um den Oberkörper getragen, mache das Stadtbild bunter und vielfältiger. Vielfalt und Weltoffenheit stellte denn auch Thomas Bobke, Vorsitzende des Weinheimer Verbandes Alter Corpsstudenten (WVAC), in den Mittelpunkt seiner Rede. Er räumte mit dem Vorurteil auf, die Corps seien verstaubte Einrichtungen mit radikalen Tendenzen. Bobke: „Herkunft, Religion und politische Einstellung spielen bei uns keine Rolle, stattdessen Wertschätzung und Toleranz anderen Meinungen gegenüber.“

Dank für Gastfreundschaft

Er bedankte sich ebenso wie Tim Staege, Vorsitzender des Weinheimer Senioren-Convents (WSC), bei Just und den Weinheimern, die den rund 3000 Teilnehmern der Tagung Gastfreundschaft entgegenbringen. Als äußeres Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung überreicht der WSC Spenden an den Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge und an die Freiwillige Feuerwehr Weinheim. Blumen gab’s für Dagmar Pfeil, die neue Leiterin des örtlichen Polizeireviers, und für Gabi Lohrbächer-Gérard für die Organisation vonseiten der Stadtverwaltung.

Die Weinheimtagung besteht zum großen Teil aus „fröhlicher Zecherei“, wie es Thomas Bobke treffend ausdrückte, aber nicht nur. Am Samstagmorgen findet um 10 Uhr eine Totenehrung mit Ansprache statt, abends dann der Festkommers auf der Wachenburg. Krönender Abschluss ist der Große Zapfenstreich um 24 Uhr in der Nacht zum Sonntag auf dem Marktplatz. Zuvor laufen die Corpsstudenten im Fackelschein von der Wachenburg herunter in die Altstadt.